Keynes war Mitglied der britischen Delegation bei den Versailler Friedensverhandlungen, die er unter Protest verließ. Seine Kritik begründete er in seiner Monografie „The Economic Consequences of the Peace” Macmillan, London 1919. (auf Deutsch „Die wirtschaftlichen Folgen des Friedensvertrages“ München 1920; gekürzte Neuauflage als „Krieg und Frieden. Die wirtschaftlichen Folgen des Vertrages von Versailles“ 2014). 

Diesem Werk ließ er 1922 eine umfangreichere Analyse folgen:

„A revision of the treaty – being a sequel to »The economic consequences of the peace«“., London 1922. (deutsch: „Revision des Friedensvertrages. Eine Fortsetzung von »Die wirtschaftlichen Folgen des Friedensvertrages«“. Duncker & Humblot, München/Leipzig 1922. In Englisch verfügbar unter https://www.gutenberg.org/files/46037/46037-0.txt )

Hier liegt die deutsche Übersetzung neu gesetzt als PDF vor.

Anmerkung zur Neu-Herausgabe

Das deutsche Original der Monografie von Keynes von 1922 ist in seinem physischen Zustand ein Zeugnis für die drückende Lage der Zeit. Aufgrund der Papierqualität und der mangelhaften Bindung ist es dem baldigen Verfall ausgesetzt. Der Inhalt der Schrift hat dagegen viel von seiner Bedeutsamkeit auch für die Gegenwart erhalten. Es lässt sich von Keynes einiges über die Mechanismen der Politik in der Demokratie lernen. Wer an den Problemen der grenzüberschreitenden Verschuldung und Schuldentilgung interessiert ist, wird die Schrift mit Gewinn lesen. Es liegt nur wenig Übertreibung darin festzustellen, dass sich hier eine kopernikanische Wende für die Ökonomik in ihrer Entstehung beobachten lässt. So stellt Wolfgang Stützel mit Recht fest:

„Selbst größere privatwirtschaftliche Transaktionen können immer noch ohne Beachtung des Ganzen […]zureichend analysiert werden. Erst durch die Reparationszahlungen war ein Problem von so beträchtlichem Umfang gestellt, daß schon dies den für unsere Problematik entscheidenden Umschlag zu einem qualitativ andersartigen Weg der Analyse bringen mußte. In der Analyse des Reparationsproblems liegen die Wurzeln des Keynesschen neuartigen Denkens. Hier liegen auch die Wurzeln des Lautenbachschen Denkens.“ (Volkswirtschaftliche Saldenmechanik, S. 18)

Wer an der Bewahrung des Friedens und der Entwicklung der Zusammenarbeit in Europa interessiert ist, lernt hier die Erfolge seit Mitte des letzten Jahrhunderts zu schätzen und die Herausforderungen eines weiteren Aufbaus des gemeinsamen Hauses mit der nötigen Geduld und Demut anzunehmen. 

Hier geht es zur Monografie Revision des Friedensvertrages